E-Mountainbike von Specialized

Mit der Präsentation des Turbo Levo SL sorgte Specialized für großes Aufsehen in der Szene. Doch hält das neue, superleichte E-Mountainbike, was der Hersteller vollmundig verspricht. Und welche Technik sowie Ausstattung hält das Modell bereit? Wir geben Ihnen einen ersten Überblick.

Evolution statt Innovation beim Motor

Schon mit der ersten Generation des Levo hat Specialized bewiesen, dass sie der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sind, wenn es um Integration und digitales Benutzererlebnis geht. So auch beim neuen Turbo Levo SL, das mit dem hauseigenen SL 1.1-Motor von Specialized ausgestattet ist. Er wurde in Zusammenarbeit mit Mahle entwickelt und ist der gleiche Motor, der auch im Specialized Turbo Creo E-Rennrad zum Einsatz kommt.

Der kompakte, leichte Mittelmotor bezieht seine Energie aus einem im Unterrohr integrierten 320-Wh-Akku. Ein optionaler Range Extender mit 160 Wh (erhältlich für rund 400 Euro) kann im Flaschenhalter untergebracht werden. In typischer Specialized-Manier sitzt die Turbo Connect Unit am Oberrohr des Carbonrahmens und gibt dem Fahrer die Möglichkeit, das Levo entweder mit Specializeds minimalistischer Lenkerfernbedienung, ohne Fernbedienung oder mit einem zusätzlichen Display im Cockpitbereich zu betreiben.

Ausstattung, Gewicht und technische Daten des Specialized Turbo Levo SL

Schaut man sich die Ausstattungsliste des Levo SL Expert isoliert an, könnte man sich fragen, warum das Modell rund 2.700 Euro mehr kostet als beispielsweise ein vergleichbares Modell von NOX oder Lapierre. Wir forschen nach.

Die Carbon-Felgen von Specializeds hauseigenem Roval Traverse-Laufradsatz allein können einen so großen Preisunterschied nicht rechtfertigen - vor allem, wenn man bedenkt, dass sie am Hinterrad auf eine preiswertere und schwerere DT Swiss 370-Nabe montiert sind. Bei Bikes in dieser Preisklasse erwarten die Kunden schlichtweg nichts anderes als High-End-Komponenten.

Fakt ist: Specialized hat beim neuen Levo das Gewicht ganz klar vor die Leistung gestellt. Diesbezüglich gibt es allerdings schon jetzt Kritik an der Gabel und den Bremsen. Leider ist zu erwarten, dass die SRAM G2 RSC-Bremsen mit kleinem 180-mm-Hinterradrotor bei langen Abfahrten schnell überhitzen. Ebenso wählte Specialized eine FOX 34 Performance-Gabel anstelle eines steiferen und robusteren 36er-Modells, wie es z. B. bei Lapierre zum Einsatz kommt.

Specialized Turbo Levo SL - Technische Daten in der Übersicht

• Motor: Specialized SL 1.1 35 Nm
• Akku: Specialized SL1-320 320 Wh
• Display: Specialized TCU
• Gabel: FOX 34 Leistung 150 mm
• Hinterraddämpfer: FOX DPS Performance 150 mm
• Sattelstütze: X-Fushion Manic 125 - 170 mm
• Bremsen: SRAM G2 RSC 200/180 mm
• Antriebsstrang: SRAM GX Eagle 1x12
• Vorbau: Specialized Trail 40 mm
• Lenker: Specialized Trail 780 mm
• Laufradsatz: Roval Traverse Carbon 29"
• Reifen: Specialized Butcher/Eliminator GRID 2.3"
• Erhältliche Größen: S / M / L / XL
• Gewicht: 17,7 kg
• Zul. Gesamtgewicht: 130 kg
• Max. Zuladung: (Fahrer/Ausrüstung) 112 kg
• Anhängerzulassung: nein
• Kickstandhalterung: nein
• Sonstiges: Optionaler Range Extender (400 Euro Aufpreis), integriertes Multitool

Specialized bietet das Levo SL ausschließlich mit 29"-Laufrädern an. Diese passen wirklich perfekt, denn das Levo ist nach wie vor das wendigste Rad in allen einschlägigen Tests. Der Hersteller hat sich bewusst gegen einen abnehmbaren Motor und Akku entschieden. So können die Spezialisten den kleinen und leichten SL 1.1-Motor möglichst passgenau in den Rahmen integrieren.

Geometrie und Dimensionierung des Specialized Turbo Levo SL

Obwohl das Turbo Levo das jüngste Rad in diversen Vergleichen darstellt, ist die Geometrie von Specializeds leichtem 29" eMTB im Vergleich zu Konkurrenzprodukten eher konservativ ausgelegt. Der Reach fällt mit 455 mm (Größe L) recht knapp aus, ebenso wie der Sitzwinkel. Mit einem Flip-Chip kann man jedoch kleine Änderungen an der Geometrie vornehmen und die Sitzposition nach Belieben anpassen.

Fahreindrücke des Specialized Turbo Levo SL

Auf flachen Strecken ist die Sitzposition des Specialized Turbo Levo SL sehr komfortabel. Der Hinterbau sinkt selbst bei steilen Rampen nicht so stark in den Federweg ein wie bei vielen Bikes der Konkurrenten, obwohl es sich so anfühlen kann, als würde man leicht von hinten in die Pedale treten. Das kann man aber kompensieren, indem man den Sattel ganz nach vorne schiebt. Technische Anstiege meistert das Turbo Levo SL gut, kann aber beispielsweise nicht mit dem vergleichbaren Modell von NOX mithalten, das durch seine effiziente Sitzposition und den stärkeren Motor klare Vorteile bietet.

Im Vergleich dazu verlangt der Specialized SL 1.1-Antrieb dem Fahrer mehr Körpereinsatz ab, um seine Kraft voll zu entfalten. Dies dient jedoch nur dazu, dass sich das Levo SL in allen Unterstützungsmodi noch natürlicher anfühlt. An steilen Anstiegen muss die Front des Specialized aktiv belastet werden, um ein Abheben des Rades zu verhindern. Bergauf schlängelt sich das Turbo Levo SL lieber um Hindernisse herum, als sie zu überrollen.

Bergab findet das E-Bike eine perfekte Balance zwischen Stabilität und Wendigkeit. Es ist intuitiv und leicht zu fahren und lässt sich durch Kurven werfen, ohne Probleme zu bereiten. Die Federungsabstimmung ist eher komfortabel ausgelegt. Das Levo SL schluckt auch derbe Schläge begierig - trotz des flachen 2,3"-Reifens von.

Auffällig: Für derbe Manöver und Sprünge erfordert das Bike einen recht hohen Aufwand an Muskelkraft, lässt sich dann aber problemlos durch die Luft werfen oder in eine Böschung knallen. Leider lockern sich die obere Dämpferaufnahme und die Hauptdrehachse relativ leicht, so dass man diese Bauteile regelmäßig kontrollieren sollte. Außerdem hatten die Bremsen bei schwereren Testfahrern und langen, steilen Abfahrten hart zu kämpfen. Davon abgesehen überzeugt das Turbo Levo SL in allen Fahrsituationen auf normalen Trails.

Fazit:

Setzt man die Ausstattungsliste des Turbo Levo SL in Relation zum recht deftigen Preisschild, könnte sich zunächst Ernüchterung einstellen. Aber letztendlich ist es die Leistung eines Bikes, die zählt, wenn man auf den Trails unterwegs ist. Und genau dort glänzt das Levo SL mit seinem natürlichen Fahrverhalten und bestem Handling, sowohl bergauf als auch bergab.

In beiden Szenarien liefert das Specialized eine beeindruckende Leistung und bietet gleichzeitig eine unübertroffene Motorintegration und Fahrbarkeit. Nachfolgend unsere Tops und Flops in der Übersicht:

Tops:

• Integration und Benutzerfreundlichkeit des SL 1.1-Motors
• Intuitives und lebendiges Handling
• Natürliches Fahrgefühl durch geringes Gewicht und perfekte Einbaulage des Motors
• Sehr gute Verarbeitung und Materialauswahl

Flops:

• Schwache Bremsen
• Hinterbau benötigt einen erhöhten Wartungsaufwand
• Vergleichsweise hoher Preis

Wer dazu bereit ist, die wenigen Kritikpunkte in Kauf zu nehmen, erhält mit den Turbo Levo SL von Specialized ein hochwertiges und technisch hochklassiges E-Mountainbike, das in jedem Gelände viel Spaß macht und über viele Jahre ein zuverlässiger Partner sein dürfte.

Verwandte Artikel:

Diese Filter steht aktuell nicht zur Verfügung.